Die Frage nach dem Sinn begleitet mich schon sehr lange: Was ist eigentlich der Sinn von dem, was ich gerade erlebe, was ist sinnvoll für mich oder auch wie fühlt sich ein Sinn erfülltes Leben an? Die schlechte Nachricht ist: Die eine goldene Regel gibt es leider nicht. Jedoch hat sich durch meine Recherchen und Erfahrungen in der Praxis gezeigt, dass es Antworten auf diese Fragen gibt. Jeder der im Folgenden benannten Faktoren ist wichtig, wenn wir uns geistig, körperlich und mit dem Leben verbunden fühlen möchten.

Der Sinn des Lebens

Die Grundlage unseres Lebens und Handelns scheint der Wunsch nach Sinnhaftigkeit zu sein. Ich werde die Frage nach dem Sinn im Folgenden aus zwei verschiedenen Perspektiven betrachten. Zum einen im Hinblick auf den Wunsch des Menschen, Sinnhaftes zu tun. Hier bezieht sich der Sinn auf unser Handeln. Zum anderen betrifft die Suche nach Sinn auch die Frage nach sich selbst. Hier scheint Sinn sich auf den Wunsch zu beziehen, die eigene Daseinsberechtigung verstehen zu wollen und eventuell etwas zeitlich Überdauerndes zu erschaffen.

Betrachten wir zunächst einmal die Frage nach dem sinnvollen Handeln.

In einer Situation, die nicht mit dem übereinstimmt, was wir erwarten oder ersehnen, fragen wir uns gerne mal nach dem Sinn. Wir fragen also, warum ist dieses Ereignis passiert: wir möchten die Ursache bzw. den Zusammenhang verstehen. Sicherlich auch, weil wir die Ergebnisse unseres Lebens gerne in unserem Sinne beeinflussen und unter Kontrolle haben wollen. Die Frage nach dem Sinn offenbart jedoch auch die Möglichkeit, aus einer gegebenen Situation zu lernen und in einem anderen Moment gegebenenfalls ein anderes Ergebnis erzielen zu können. Allerdings liegen natürlicherweise nicht sämtliche Ergebnisse in unseren Händen. Es ist also wichtig zu unterscheiden, in welchen Situationen wir tatsächlich etwas aktiv verändern können und in welchen wir aufgefordert sind, anzunehmen, was ist und unsere Haltung der Situation gegenüber anzupassen. Nehmen wir beispielsweise an, dass du ein wichtiges Ereignis geplant hattest und kurz vor dem Termin krank wirst. Nun kannst du ärgerlich sein, traurig, verzweifelt oder dich auch als Opfer fühlen. Nichts davon ändert deine Situation. Dein Erleben wird nur ein anderes sein, wenn du die Situation annehmen lernst wie sie ist und damit deine Haltung zu deinem 'krank sein' veränderst. In jedem Fall, ob wir nun aktiv etwas verändern können oder innerlich unsere Haltung, unsere Einstellung oder unsere Bewertungen ändern, findet ein Prozess des Lernens statt.

Die Suche nach sich Selbst

Die Frage nach der Sinnhaftigkeit unseres Lebens, also der Frage nach dem „Wer bin ich“, ist gleichzeitig eine Frage nach dem Sinn unseres eigenen Da-Seins. Wie möchten wir unser Leben gestalten, damit es für uns Sinn ergibt und wie erkennen wir, wer wir wirklich sein wollen. Der Sinn erscheint aus dieser Perspektive etwas Übergeordnetes zu sein. Das Streben nach etwas Größerem als dem bisher wahrgenommenen, gegebenen IST-Zustand. Hier äußert sich der allem Lebendigen innewohnende Drang zu wachsen. Wachstum ist jedoch nicht nur ein passiver Prozess.

Wenn wir Pflanzen bei ihrem Wachstum beobachten, dann lässt sich feststellen, dass sie sich zum einen ihrer Umgebung anpassen, d.h. die Bedingungen, unter denen sie existieren bestimmen auch ihre Wachstumsmöglichkeiten. Enthält der Boden genügend Nährstoffe und sind die Bedingungen günstig für ihr Wachstum, dann wird sich die Pflanze ausdehnen wollen, sie strebt geradezu dem Licht entgegen und entfaltet ihr Potenzial. Ändern sich jedoch die Bedingungen, kann man wiederum beobachten, dass die Pflanze sich den Umständen anpasst und versucht, daran zu wachsen. Übertragen auf den Menschen bedeutet dies, dass Lernen zum einen von günstigen Rahmenbedingungen abhängt und gleichzeitig ein Prozess des Lernens ist, um das eigene innewohnende Potenzial zur Entfaltung zu bringen.

Interessanterweise würden wir nie daran zweifeln, dass beispielsweise eine Rose unter günstigen Wachstumsbedingungen automatisch ihre schönste Blüte hervorbringt, doch zweifeln wir stets an uns und scheinen oftmals keinen natürlichen Zugang zu unserem Potenzial zu haben.

Wie kann das sein? An dieser Stelle ist es notwendig, sich den Begriff des Wachstums im Sinne von Lernen etwas näher zu betrachten.

Wachstum ist ein Adaptationsprozess

Durch eine Situation in unserem Leben können wir uns in unseren Gewohnheiten, Überzeugungen über uns selbst oder Erwartungen in Bezug auf andere irritiert fühlen. Der ausgelöste innere und/ oder äußere Konflikt ist wie ein Fehler in der „Matrix“ und widerspricht zutiefst unserem Wunsch nach Homöostase, also dem Wunsch nach Stimmigkeit. Wir können versuchen, diesen Fehler zu ignorieren, zu umgehen, davor zu fliehen oder auf andere Weise strategisch zu handeln. Ein Fehler ist jedoch gleichbedeutend mit der Möglichkeit zu wachsen.

Der Schlüssel für Wachstum liegt in einem guten Kontakt mit dir selbst. Ich meine damit nicht, dass du in jedem Moment weißt, was du willst oder nicht willst oder welche Bewertung du über eine Situation im Kopf hast, sondern vielmehr, dass du dich selbst in jedem Moment spürst, einen Zugang zu deinen emotionalen und körperlichen Reaktionen sowie einen bewussten Umgang mit mentalen Prozessen hast.

Jegliche Empfehlungen zu gesunder Nahrung, körperliche Bewegung oder auch anderen Lebensbereichen macht nur „Sinn“, wenn wir spüren, was uns in diesem Moment gut tut, was wir brauchen und mentale, emotionale oder körperliche Vorgänge reflektieren können.

Körperliches Wohlbefinden hängt also entscheidend davon ab, ob wir in einem Zustand innerer Stimmigkeit sind, was sich emotional als Zufriedenheit darstellt.

Was wir tun können, um unser Wohlbefinden zu steigern

Wie wir uns bereits angeschaut haben, ist der Schlüssel für ein gesteigertes Wohlbefinden, für Wachstum offen zu sein. Der Mensch möchte lernen! Carl Rogers bezeichnete dies als ‚Selbstaktualisierungstendenz‘. Damit meinte er, dass es dem Menschen innewohnt, sein selbst unter günstigen Bedingungen zu entfalten. Normalerweise lösen durch äußere Umstände oder innere Prozesse ausgelösten Konflikt in uns Widerstände aus: wir wollen das, was ist, anders erleben. Die Lösung liegt nun darin, einen Konflikt als eine Möglichkeit für Wachstum anzusehen. Dies erfordert eine innere Haltung, in der wir bereit, willens und fähig sind, mit uns selbst im Kontakt zu sein und notwendige Anpassungsschritte im Sinne von Veränderungsprozessen vorzunehmen.

Energiereiche Ernährung

Jeder Körper ist anders und dementsprechend gibt es nicht die eine ‚gesunde‘ Ernährung. Jedoch benötigt unser Körper für die Energiebereitstellung und das einwandfreie Zusammenwirken der Systeme eine bestimmte Zusammensetzung von Nährstoffen. Hierfür gibt es wissenschaftlich eindeutige Belege dafür, was den Körper in seiner Funktion unterstützt und welche Nahrungsmittel zu vorzeitiger Alterung, Verlust der Vitalität und Krankheiten führen können. Gleichzeitig ist es auch hier notwendig, darauf zu achten, wie der eigene Körper auf bestimmte Nahrungsmittel reagiert, wie es Ihnen mit einer bestimmten Menge von Nährstoffen geht und in welchem Zeitraum Ihnen eine Nährstoffaufnahme guttut. Das klingt jetzt so theoretisch. Erinnere dich jedoch an einen Zeitpunkt in deiner Vergangenheit, in dem sich dein Körper besonders energiereich und vital anfühlte. Was war zu diesem Zeitpunkt anders? Vielleicht hattest du dieses Gefühl nach einer Fastenkur oder nach einer Zeit, in der du besonders auf bestimmte Nahrungsmittel geachtet hast.

Körperliche Bewegung

Die Anatomie unseres Körpers bedingt eine ausreichende Menge körperlicher Bewegung pro Tag. Immer wieder tauchen Zahlen auf, wie viel wir uns an Tag bewegen sollten. 10.000 Schritte scheinen im Moment das Maß der Dinge zu sein. Bewegung im Sinne von Schritten ist allerdings nicht ausreichend. Der Körper benötigt insgesamt ein Training, das die Muskelfunktionen und das Herzkreislaufsystem stärkt. Welche körperliche Bewegung deinen Fähigkeiten entspricht, Spaß macht und Wohlbefinden auslöst, bleibt ganz dir überlassen. Auch hier gilt die Regel, in sich hinein zu spüren: Wie fühlt sich dein Körper nach der Bewegung an. Fühlst du im Anschluss an die Bewegungseinheit eine wohlige Erschöpfung oder bist du geradezu ausgelaugt. Jede Form der Übertreibung und des an die Grenzen des Machbaren gehen, führt auf Dauer zu Überlastungen und Abbauprozessen im Körper.

Soziale Interaktion

Der Mensch ist ein soziales Wesen. Nicht jeder würde diesen Satz unterschreiben, weil sich nicht jeder Mensch auf die gleiche Weise gerne in Gruppen bewegt. Soziale Interaktion meint jedoch ein gutes eingebunden sein in soziale Strukturen und diese sind ebenfalls vollkommen individuell. Viele wissenschaftliche Untersuchungen weisen darauf hin, dass das stabile Vorhandensein sozialer Strukturen ein entscheidender Faktor für unsere geistige und körperliche Gesundheit ist. Das Gefühl von Geborgenheit, Nähe und Liebe ist für unser Wohlbefinden wie ein Grundnahrungsmittel anzusehen.

Ruhephasen

Entspannung und Ruhe zentrieren und unterstützen uns dabei, Prozesse in uns und um uns herum zu reflektieren. Hilfreich sind bewährte Entspannungsverfahren wie zum Beispiel progressive Muskelrelaxation nach Jacobson oder auch Meditation. Eine ausreichende Menge Schlaf ist wiederum notwendig, damit der Körper ausreichend Zeit für innere Regulationsvorgänge, Anpassungsprozesse und Regeneration hat.

Reflexion und ein bewusster Umgang mit uns selbst

Die Wahrnehmung auf das persönliche Erleben zu richten, ein Gespür für innere Vorgänge zu bekommen, führt zu einem bewussteren Umgang mit uns selbst. Faktoren wie eine gesunde Ernährung, körperliche Bewegung, soziale Interaktion und Schlaf sowie Entspannung sind sinnvolle und in vielfacher Hinsicht auch notwendige Attribute für dein körperliches Wohlbefinden. Entscheidend aber ist der Faktor der persönlichen Offenheit für Wachstumsprozesse in unserem Leben.

Mit sich selbst in den Kontakt zu kommen, erscheint besonders schwer in Zeiten Krisen, immer schneller werdender Prozesse, erhöhter Anforderungen und einem Trend der Menschen, sich selbst permanent mit äußeren Dingen zu beschäftigen. Der Wunsch nach einem besseren Leben oder mehr Zufriedenheit steigert oftmals den Drang danach, noch mehr haben zu wollen. Den Blick wieder auf sich selbst zu richten, erfordert daher eine klare Entscheidung für einen Perspektivwechsel.

In meinen Augen liegt der Sinn eines bewussten Umgangs mit uns selbst darin, unsere Aufmerksamkeit wieder auf uns selbst zu richten und zu erkennen, dass unser Potenzial bereits in uns angelegt ist - wir müssen es nicht im Außen oder in einer fernen Zukunft suchen: Unsere Aufgabe ist es vielmehr, günstige Rahmenbedingungen zu erschaffen, damit es sich auf natürliche Weise entfalten kann.

___________________________________________________

Jede Veränderung beginnt mit einer Entscheidung. Es sind jedoch die kontinuierlichen, kleinen Schritte, die den Unterschied machen - für eine bewusste Verbindung mit deinem Potenzial!

Du möchtest den Podcast zu diesem Thema hören?

Social Media Kontakt:

___________________________________________________

Foto: Unsplash